Modernes Konzept für ein traditionsreiches Gasthaus, wissenschaftliche Innovation in der Wasserstofftechnologie und Leasing-Modell für Dienstfahrräder: Für diese Geschäftsideen wurden Doris Reck-Hartmann (Inhaberin des Gasthauses Fischküche Reck, Möhrendorf), Dr. Daniel Teichmann (Geschäftsführer der Hydrogenious Technologies GmbH, Erlangen) sowie Werner Weinmann und Andreas Gundermann (Geschäftsführende Gesellschafter der Regonova GmbH, Neustadt a.d. Aisch) mit dem IHK-Gründerpreis 2017 ausgezeichnet.

Zwei der drei Preisträger stammen aus dem Erlanger IHK-Gremiumsbezirk:

Gasthaus Fischküche Reck, Möhrendorf
Preisträgerin: Doris Reck-Hartmann

Tradition und Moderne in der Gastronomie verbinden: Dies ist Doris Reck-Hartmann nach dem Urteil der Gründerpreis-Jury auf vorbildliche Weise geglückt. Im Jahr 2012 hat die gelernte Köchin und Hotelfachfrau das Gasthaus in Möhrendorf von ihrer Mutter übernommen und verkörpert damit die achte Generation. Seit 180 Jahren betreibt die Familie in dem Anwesen, das im Jahr 1796 erbaut wurde, eine Gastwirtschaft, die heute über 150 Plätze im Haus und weitere 120 im Biergarten verfügt.

Die Inhaberin, die ihr Handwerk bei einem Sternekoch gelernt und zehn Jahre Erfahrung in der internationalen Gastronomie gesammelt hat, beschreibt die kulinarische Ausrichtung als „Fränkisches Soulfood“ – fränkische Küche mit frischen Zutaten aus der Region, die modern interpretiert wird. Die erweiterte und täglich wechselnde Speisekarte bietet stets auch mehrere vegetarische Gerichte. Je nach Saison werden besondere Akzente gesetzt – im Frühjahr auf Spargel, im Herbst auf Karpfen und dazwischen auf Matjes als besondere Spezialität.

Nach der Übernahme machte sich die 38-Jährige daran, die Abläufe zu optimieren und so die Geschwindigkeit bei der Bewirtung der Gäste zu erhöhen. Das gelingt auch mit moderner Technik: Die Kellner wurden mit einem Funkboniersystem ausgestattet und übermitteln die Bestellungen von den Tischen direkt in die Küche oder an den Tresen. Auf diese Weise wird nicht nur die Kommunikation beschleunigt, sondern die Bedienungen ersparen sich viele Wege und können sich deshalb intensiver um die Gäste kümmern – was sich auch im Umsatz niederschlägt. Investiert wurde auch in eine neue, elektronisch gesteuerte Schankanlage sowie in ein Reservierungssystem, bei dem sich die Gäste online eintragen oder telefonisch bestellen können. Die sechsstelligen Investitionen haben sich gerechnet, so Doris Reck-Hartmann: „Wir haben heute 120 bis 600 Gäste am Tag, doppelt so viele als früher.“

Acht fest angestellte Mitarbeiter sowie bis zu 30 Aushilfen unterstützen die Chefin, die immer noch selbst am Herd steht und großen Wert auf verantwortliches Handeln legt: So kommt die Wärme für die Gaststube aus einer Biogas-Anlage und die Lebensmittel werden so verarbeitet, dass kaum Abfälle anfallen. Bei ihren Mitarbeitern achtet das Mitglied der Initiative „Green Chefs“, die sich für Fairness und Verantwortung in der Gastronomie einsetzt, auf gute Bezahlung und faire Schichten, die sich die Mitarbeiter per App selbst einteilen können.

www.fischkueche-reck.de

Hydrogenious Technologies GmbH, Erlangen
Preisträger: Dr. Daniel Teichmann

Wasserstoff chemisch binden und dadurch dessen Transport und Lagerung vereinfachen: Dazu trägt die Hydrogenious Technologies GmbH in Erlangen bei, die 2013 von Dr. Daniel Teichmann als „Spin-off“ der Universität Erlangen-Nürnberg gegründet wurde.

Das Problem war bisher, dass der „explosive“ molekulare Wasserstoff aufwändig zu speichern und zu transportieren ist. Sehr hoher Druck oder aber extrem niedrige Temperaturen sind nötig, um eine ausreichende Speicherdichte zu gewährleisten. Hier schafft die Technologie „Liquid Organic Hydrogen Carrier“ (LOHC) Abhilfe, denn der Wasserstoff wird in einem Öl auf Toluol-Basis gespeichert. Die daraus entstehende Flüssigkeit ist ungiftig, schwer entflammbar und nicht explosiv – und damit auch kein Gefahrgut. Der Wasserstoff ist in der Trägersubstanz vollständig gebunden und kann nur in den von Hydrogenious Technologies entwickelten Anlagen mit chemischen Prozessen und einem Katalysator wieder freigesetzt werden. Das Gas wird – z. B. in Wasserstoff-Tankstellen – als LOHC gespeichert und erst dann freigesetzt, wenn es benötigt wird. Der Tankvorgang dauert gerade einmal zwei Minuten. Bei einem Verbrauch von knapp einem Kilogramm H2 auf 100 Kilometer schätzt Teichmann die Reichweite der Autos auf rund 600 Kilometer. Auch für den Transport hat LOHC Vorteile: Heute kann ein spezieller Hochdruck-Lkw rund 300 Kilogramm Wasserstoff laden, mit der Hydrogenious-Technik sind 1 500 Kilogramm in einem herkömmlichen Tanklastwagen möglich.

Die Hydrogenious Technologies GmbH, an der seit 2014 die Universität als Minderheitsgesellschafterin sowie der Bergbaukonzern Anglo American Platinum als Investor beteiligt sind, hat bereits Anlagen an eine Wasserstofflogistik-Firma in die USA verkauft und damit demonstriert, dass LOHC auch außerhalb des Labors funktioniert. Teichmann, der bei einem Automobilhersteller und an der Universität Erlangen-Nürnberg schon viele Jahre an der Wasserstofftechnik geforscht hatte und mittlerweile 50 Mitarbeiter beschäftigt, hat auch bereits eine Reihe von Preisen gewonnen (z. B. Bayerischer Gründerpreis und Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft). In den nächsten Jahren will er in der EU, den USA und China Fuß fassen und 2019 die Gewinnzone erreichen. Die Produktion der Geräte erfolgt noch im eigenen Haus, soll aber zunehmend auch an Partnerfirmen ausgelagert werden. Derzeit entwickelt Hydrogenious neben den bestehenden Lösungen für Industrieanwendungen verstärkt mobile Anlagen zur Rückgewinnung des gebundenen Wasserstoffs, zunächst für Schiffe oder Lkw. Nicht zuletzt soll die LOHC-Technologie einen Beitrag für eine „regenerative grüne Energiewelt“ leisten: In Erlangen kommt der Strom für die Elektrolyse, mit der der Wasserstoff erzeugt wird, aus der firmeneigenen Photovoltaikanlage.

www.hydrogenious.net

Die Preisträger erhalten ein Preisgeld von jeweils 10 000 Euro, das von der IHK bereit gestellt wird. Präsentiert wurde bei der Preisverleihung auch das Team „Kabibe“ des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Erlangen, das beim „Deutschen Gründerpreis 2017“ den ersten Platz in der Kategorie „Schüler“ belegte. (https://www.asg-er.de/berichte/wir-fahren-nach-berlin)

Quelle: IHK Nürnberg für Mittelfranken, Pressemitteilung sowie http://ihk-gruenderpreis-mittelfranken.de/preistraeger/gruenderpreistraeger-2017/