Strom aus Sonne und Wind ohne Stromtrassen und bei jedem Wetter verfügbar machen: An dieser Aufgabe arbeitet die Hydrogenious Technologies GmbH, die im Jahr 2013 als Ausgründung der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entstanden ist. Geschäftsführer Daniel Teichmann spricht von einer Lösung, die nicht nur Bayerns Energiezukunft grundlegend verändern, sondern auch für Asien und Afrika großes Potenzial darstellen könnte.

Seit fünf Jahren tüftelt Teichmann mit den drei FAU-Professoren Wolfgang Arlt, Eberhard Schlücker und Peter Wasserscheid an dem Verfahren „Liquid Organic Hydrogen Carrier“ (LOHC), bei dem regenerativ erzeugter Strom über Wasserstoff verflüssigt und in einer dieselähnlichen Flüssigkeit gespeichert wird. Auf diese Weise kann er einfach, sicher und kostengünstig gelagert und transportiert werden. Gesammelt in Behältern, vergleichbar einem Heizöltank, könnte die Flüssigkeit dann dezentral und völlig gefahrlos in Wohnhäusern oder Fabriken angewandt werden. Machbar sei auch ein Einsatz im Pkw bis zum Jahr 2020, so Teichmann. Sein Unternehmen arbeitet an LOHC-Systemen im Leistungsbereich von 30 Kilowatt bis zu einem Megawatt. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, die die Forschungseinrichtung besuchte, sieht im LOHC-Verfahren eine „Zukunftstechnologie, die ein wichtiger Baustein für die Energiewende werden kann“.

Im April 2016 erhielt Hydrogenious für seine Forschungsarbeit den „Innovationspreis der deutschen Wirtschaft“ in der Sparte Start-up. Außerdem gewann das Unternehmen den Bayerischen Gründerpreis und den Hochschulgründerpreis Nordbayern sowie die Auszeichnung beim bundesweiten Businessplan-Wettbewerb „Science4Life-Venture-Cup“.

Ein Prototyp des „Hydrostore-Containers“ zur Stromerzeugung steht inzwischen in einer Halle im Industriepark Erlangen-Eltersdorf, wo Hydrogenious seit September 2014 auf 2 000 Quadratmetern mit 15 Mitarbeitern forscht und entwickelt. Das Zukunftspotenzial des Verfahrens wird dadurch unterstrichen, dass sich der britische Rohstoffkonzern Anglo American Platinum seit 2014 beteiligt. Durch finanzielle Unterstützung will der Weltmarktführer bei Platinmetallen die Entwicklung des Hydrostore-Prototypen zum kommerziellen Produkt vorantreiben. Vorstand Andrew Hinkly glaubt, dass mit der LOHC-Technologie „der Durchbruch von Wasserstoff als massentauglicher Treibstoff und Energieträger“ geschafft ist.

Die Alltagstauglichkeit des Systems soll nun in zwei Pilotprojekten in Erlangen getestet werden. So bereitet Hydrogenious zusammen mit der städtischen Erlanger Wohnungsbaugesellschaft die Integration eines LOHC-Systems mit einer Leistung von 30 Kilowatt in eine mit Photovoltaik ausgerüstete Wohnanlage im Ortsteil Büchenbach vor. Das Bayerische Wasserstoffzentrum der Friedrich-Alexander-Universität will eine kleinere Anlage im Erlanger Angergebiet einsetzen.

Quelle: Wirtschaft in Mittelfranken 7/2016, http://www.ihk-nuernberg.de/de/IHK-Magazin-WiM/WiM-Archiv/WIM-Daten/2016-07/Koepfe/strom-ist-fluessig